23. März bis 11. April 2025
Über diese Ausstellung
Linie Rhythmus Raum Struktur – unsere Frühjahrs-Ausstellung 2025 folgt dem Leitsatz, der die Ausstellungen im KUNSTRAUM383 von Beginn an bestimmt hat: Lineale Konstrukte, grafische Rhythmen, raumgreifende Kompositionen und serielle Strukturen sind das Merkmal der rund 30 Exponate dieser Präsentation von sechs Künstlerinnen und Künstlern.
Die Besonderheit dieser Ausstellung ist allerdings die Farbe. In kräftigen und subtilen Nuancen und in sanften und auch gewollt starken Kontrasten wird sie zum prägenden Eindruck.
An der aktuellen Ausstellung sind sechs Künstlerinnen und Künstler beteiligt. Ines Hock, Christine Löw, und Fritz Heerz kennen unsere Besucherinnen und Besucher bereits von früheren Ausstellungen. Wir freuen uns, dass erstmals auch Robert Dufter bei uns zu Gast ist und seine neuen Zeichnungen und Acrylbilder zeigt.
KUNSTRAUM383
Cornelia Rohde – Jürgen Forster
Farbfelder und Farbräume
Die Reduktion der Kategorien der Malerei erlaubt es Ines Hock, die verbleibenden Kategorien komplexer und differentieller werden zu lassen. Sie richtet sich auf die
sensuelle und qualitative Wirklichkeit der Farbwerte und ihrer Beziehungen. Sie arbeitet nicht mit Begriffen, sondern mit sensuellen Verweisen und Hinweisen. Farbflächen, die als Farbwert oder
Farbqualität gesehen werden, werden im ersten Moment materiell, als Farbmaterie auf einem Träger wahrgenommen.
Sie treten vor und zurück, erzeugen unterschiedliche dichte und unterschiedlich tiefe Farbräume, und beeinflussen einander in ihrem Farbwert als auch in ihrer
Raumwirkung; jedes Farbfeld scheint seine eigene räumliche Lage und Tiefe in der Bildfläche zu besitzen, so dass der Blick nicht mehr die ganze Bildfläche als Einheit überblicken und erfassen
kann, sondern sich von Farbfeld zu Farbfeld und von Farbraum zu Farbraum voran tasten
muss.
Prof. J. Meinhardt
Ines Hock: von links Mouthier-T.2024-1, Mouthier-T.2024-4 und Mouthier-T.2024-3, jeweils Acryl auf Tafel, 30 x 30 cm, 2024 (Ausstellungsfoto)
Christine Löw: von rechts 350.023.R, Acryl auf Holz, 35 x 35 cm, 2023; P422.024.R., Acryl auf Holz, 36 x 36 cm, 2024; 433.025.R., Acryl auf Holz, 36 x 36 cm, 2024.
Links: Cornelia Rohde: DD_27, Fine Art Print auf Innova Resin, 40 x 40 cm, 2024. (Ausstellungsfoto)
Geometrie in der Balance
Arbeit in Bildserien der konkreten Kunst, Reduzierung des Bildaufbaues mit strengen geometrischen Elementen. Streifen und Flächen werden
geordnet zu Intervallen und Rhythmen, vertikal, diagonal und horizontal. Dabei geht es um die Balance der Flächen und Verhältnisse der Farben zueinander, Maß und Proportion, Klang und Intensität
der Farben. Die Farbauswahl ist intuitiv und frei.
In der Arbeit mit der Relief-Serie interessiert mich die Grenze zwischen Malerei und Skulptur. Rhythmus, Struktur und Masse sowie die flächigen und räumlichen Beziehungen stehen im Mittelpunkt
der Arbeiten. Die ganze Wirkung dieser Relief-Arbeiten erschließt sich, wenn das Werk von verschiedenen Seiten betrachtet wird – Raum, Licht und Schatten werden Teil der Arbeiten.
Cornelia Rohde:
DD 27_Fine Art Print auf Innova Resin 260,
40 x 4, 2024
Intuition und Kalkül
Der Facettenreichtum der Linie und der Strukturen sind das bestimmende Element in der Bildsprache von Cornelia Rohde. Mit der Erforschung von
Linienräumen und der Suche nach wechselnden Linienformationen verfolgt die Künstlerin das Ziel, in einem stetigen Prozess neue Struktur- und Ordnungssysteme zu entwickeln.
Das zeigt sich insbesondere in ihren Siebdrucken und digitalen Grafiken. Überlagerungen und Überschneidungen von Linien und Linienbündeln führen in ihren Arbeiten zu verdichteten Räumen,
rhythmischen Feldern und zu neuen graphischen Bildinhalten. Waagerechte und senkrechte Elemente verbinden sich zu seriellen Rastern und werden durch diagonale oder gebogene Linien ergänzt, die
dem Bildraum bewegungsdynamische Impulse geben. Serielle rhythmische Formen werden mehrfach gebrochen und in mehreren Schichten angelegt. So entstehen bewusst gesetzte und auch zufällige Fehler
im System, die sich zu einer neuen strukturellen Ordnung verbinden.
Darüber hinaus zeigt die Ausstellung farblich und formal reduzierte Werke mit streng geometrischen Formen und klaren Linien.
Fine Art Prints von Cornelia Rohde. Links:: DD_12, 40 x 40 cm, 2024, und DD 22a, 40 x 40 cm, 2024. Rechts: "499", Acryl auf Holztafel, Durchm. 60 cm, 2005.
Systemgebundene Bildstrukturen
In seiner Kunst erforscht Robert Dufter intensiv „Farbe“. Ausgangsbasis für seine Werke sind visuelle Wahrnehmungen und emotionale Erinnerungen. Daraus setzt er aus
seinem Farbarchiv mit ca. 450 selbstdefinierten Farbtönen gezielt Farben in Beziehung.
Durch individuelle Gestaltungsalgorithmen entwirft Dufter systemgebundene, geometrische Bildstrukturen. Diese stellen die Grundlage für seine Malerei mit Acryl auf Leinwand und für seine Zeichnungen dar. Eine gezielte Ausdehnung, Begrenzung, Verortung und Rhythmisierung sowie das Aktiv-/Passivverhalten einzelner Farbwerte auf dem Bildträger sorgt dabei für Klarheit in der Farbaussage.
Das Zusamnwirken der Farben, Kontraste und Harmonien eröffnen dem Betrachter ein individuelles, breites Assoziationsfeld. Bei dem Kunst-am-Bau-Projekt „see_you“ in einer Sekundarschule in Berlin-Lichtenberg, bestehend aus mehreren bemalten Glasebenen, ist der Betrachter integraler Bestandteil des Kunstwerks.
Robert Dufter: 24_06_11, 60 x 90 cm,
Acryl auf Leinwand, 2024
Robert Dufter: Rechts: 23_10_11, Acryl auf Leinwand, 60 x 90 cm, 2023. Links: 24_08_07 und 24_06_07, Tinte auf Papier, je 31 x 41, 2024 (Ausstellungsfoto)
Kompositionen in mehreren Schichten
Strukturen von Gittern, Rastern und seriell angeordneten Linienformationen sind seit vielen Jahren wiederkehrende Komponenten meiner graphischen Arbeiten. Statt im
Siebdruck wie bisher, bei dem die Bildschichten jeweils mit einer neuen Form aufgebracht werden, nutzte ich für die aktuellen Arbeiten die Multi-Layer-Technik, bei der sich die Bildkomposition
durch mehrere Schichten übereinander angeordneter teils farbiger Papercuts ergibt. Im kreativen Prozess erfordert dies ein Umdenken: Die endgültige Komposition und Farbharmonie zeigt sich erst
nach Vollendung und Kombination aller Bildschichten. Im Unterschied zur Zeichnung oder Druckgrafik gibt der Schichtenaufbau den Arbeiten die Anmutung einer reliefartigen Plastizität.
Inspirationen hierzu gaben umfangreiche Serien von Papercuts, die in Gemeinschaftsarbeit mit Cornelia Rohde entstanden und von den viele 2022 in einer Ausstellung
im Zündorfer Wehrturm des Stadtmuseums Köln gezeigt wurden. Bereits während der damaligen Arbeit entstand die Idee zur weiteren Erforschung der jetzt gewählten Technik.
Jürgen Forster: Linien auf Blau,
Papercut und Acryl auf Papier/Multi Layer,
50 x 50 cm, 2025 (Ausstellungsfoto)
Jürgen Forster, von links: Farbreihen I und Farbreihen II, beide Papercut und Acryl auf Papier/Multi Layer, 50 x 50 cm, 2025 (Ausstellungsfotos)
Fritz Heerz: Ordnung und Chaos, I, II und III. Acryl auf Karton/Hartfaser, je 80 x 60 cm, 2020. In der Vitrine: Pigment-Drucke und Siebdruck-Arbeiten von Jürgen Forster.
Collage mit Variationen – System und Zufall
Beim Betrachten der großen Bildtafeln von Fritz Heerz wird deutlich: Hinter diesen Anordnungen steckt System, sie sind zumindest intuitiv gelenkt. Wo steckt das
Geheimnis? Die Farben bleiben in allen Exponaten die gleichen – vier warme, vier gedeckt-kühlere Töne. Aber dann, ab dem zweiten Bild, verändern sich Rhythmus und
Architektur der Kompositionen, die Formen
gehen über in neue Arrangements und durchbrechen die Gleichförmigkeit. Und aus dem farbigen Anfangs-Rechteck entwickelt sich letztlich eine schwebend-freie Anordnung, die ihren Ursprung leugnet und Zukunft beschwört. Lehrbeispiel, Gleichnis, Lebenszyklus?
Der Künstler, Altmeister im Umgang mit Farben, beteiligt sich nicht an meta-
physischen Interpretationen und erläutert die Entstehung. Ursprung: ein Farben, beteiligt sich nicht an metaphysischen Interpretationen und erläutert die Entstehung. Ursprung: ein Zwölfer-Farbkreis aus dünnem Karton, zerschnitten, beliebig verteilt und aufgeklebt. Im zweiten Bild die Flächen neu gegliedert, im dritten übereinander angeordnet, nach dem Zufallsprinzip ausgewählt und arrangiert. –
Die Kunst: ein Spiel. J.F.